JetPower bei AMT Netherlands

Bennie van de Goor gehört ohne Zweifel zu den Pionieren der professionellen Turbinenfertigung. Er wurde, wie viele andere auch, durch die »Feuerdose« von Kurt Schreckling animiert und entwickelte 1991 seine Pegasus-Turbine, die bei 90.000 U / min einen Schub von 90 N entwickelte. 1994 gründete er mit seiner Frau Anita die Firma Advanced Micro Turbines (AMT) Netherlands.

Ich lernte Bennie 1995 bei der ersten Jet-Weltmeisterschaft in Neu-Ulm kennen, wo ich ihn zum Schaufliegen am Ende der WM eingeladen hatte. Danach besuchte ich ihn in Helmond, wo er damals noch schwerpunktmäßig Turbinen für die Modellflieger fertigte. Wir hatten immer mal wieder Kontakt, aber jetzt, im Jahr 2021, war es mal wieder an der Zeit, Bennie und Anita zu besuchen, um zu erfahren, was es Neues gibt. Die Firma war 2010 nach Geldrop umgezogen und wurde 2015 durch Erwerb eines weiteren Gebäudes erweitert. Bennie empfing mich in seinem attraktiven Besprechungszimmer und wir sprachen ausführlich darüber, dass sich im Laufe der Jahre doch so einiges verändert hat.

So liegt der Schwerpunkt der Entwicklungen nicht mehr bei den Modellfliegern, sondern vielmehr im professionellen Bereich. Das beginnt bei Antrieben für das Militär, über spezielle Versionen der Pegasus mit vielen Messpunkten für Universitäten und hört bei der Luftfahrtzulassung für Rückkehrhilfen für Segelflugzeuge auf. Außerdem war AMT schon mehrfach Partner der Firma Boeing bei der Erprobung spezieller Versuchsträger in der Luftfahrt.

Zurzeit hat AMT Netherlands folgende Treibwerke im Programm: Pegasus HP mit 167 N • Olympus HP mit 235 N • Titan mit 392 N • Nike mit 784 N • Lynx mit 1596 N. In der Entwicklung befindet sich eine neue Turbine mit 600 N Schub.

Es ist geplant, die Fertigung der Pegasus auslaufen zu lassen, weil die Olympus doch verstärkt von den Modellfliegern eingesetzt wird. In diesem Zusammenhang machte Bennie klar, dass nach wie vor alle von AMT an die Modellflieger ausgelieferten Turbinen, wie auch die seiner Zeit beliebte Mercury, nach wie vor gewartet und repariert werden. Die Titan ist nicht für den Modellbau gedacht, die Nike eignet sich als Rückkehrhilfe in der Luftfahrt und die Lynx wird in den USA in Experimentaljets verwende.

Jetzt war es aber Zeit für einen Rundgang durch die beeindruckend großen Räume der Fabrik. In der großen Fertigungshalle, die noch sehr viel Platz für zukünftige Erweiterungen hat, steht ein beeindruckender Maschinenpark. Neben Doosan Puma CNC-Drehmaschinen stehen zwei Hermle 5 Achsen-Fräsmaschinen, mit denen Teile für 400 bis 500 Turbinen im Jahr gefertigt werden.

An zwei Arbeitsplätzen werden die Turbinen von speziell ausgebildeten Mitarbeiten zusammengebaut oder gewartet und repariert. Danach werden die Turbinen auf speziellen Vorrichtungen dynamisch gewuchtet, bevor es auf den Teststand geht. Der Testraum ist schallisoliert und verfügt über einen speziellen Abzugskamin, der deutlich über das Gebäude hinausragt. Über Spiegel ist es möglich, mit einer Kamera auch während des Testlaufes von hinten in die Turbine zu schauen. Der Test selbst läuft vollautomatische ab, wobei die Software eine AMT-Eigenentwicklung ist.

Während des Tests werden alle Messdaten nach außen übertragen, wo ein Mitarbeiter hinter einer dicken Glasscheibe das Prozedere überwacht. Erst wenn alle protokollierten Daten ok sind, wird das Triebwerk an den Kunden geschickt. …

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in JetPower 1/2022

Kommentare sind geschlossen.